Vom FC Hilde zum FC Licher – Sieben Jahre Stammtischfußball

Unter dem Titel „Ich übernehm´ die Abwehr“ wird von Werner im Jubiläumsbuch von 1995 die Zeit des Stammtischfußballs beschrieben: „Nach reichlich Gebolze auf dem Fasanerie-Platz bildete der Stammtisch in der Festung Metz eine Fußballmannschaft und da es den „FC Watz“ in der gleichen Gaststätte bereits gab, lag es nahe, sich „FC Hilde“ zu nennen.“ Die Geburtsstunde des „FC Hilde“ war im Jahr 1974 und die Namensgebung ging auf die beliebte Stammtischwirtin Hilde zurück. „Elf Spieler auf den Platz zu bringen, dafür war der eigentliche Stammtisch zu klein und so wurden immer wieder Verstärkungen ins Team geholt.“ Die überzeugten Stammtischfußballer waren damals davon überzeugt, dass sie mit der Verstärkung durch einen ehemaligen Hessenligafußballer des VfR Groß-Gerau (Dieter „Miksche“) auf dem Platz unschlagbar seien und entsprechend selbstbewusst ging der neugegründete „FC Hilde“ zu seiner Premiere nach Ginsheim, wo das Team der AOK Groß-Gerau als erster Gegner erwartet wurde. „Wir hatten das Spiel klar im Griff und bald krachte ein Miksche-Schuss gegen die Latte. Das wir am Ende das Spiel mit 1:2 verloren hatten, kann ich mir heute nicht mehr erklären“, erinnerte sich Werner, der für das einzige Hilde-Tor sorgte, als dem AOK-Torhüter ein dicker Patzer unterlaufen war.

 

Fünf Tore beim ersten Hilde-Sieg

Doch die Revanche für die erste Niederlage des FC Hilde sollte furchtbar sein und in Leeheim schickten die Groß-Gerauer Stammtischfußballer das Team der AOK klar geschlagen mit 5:2 vom Platz. Nebenbei erwähnt: Die Hilde-Mannschaft hatte sich durch Basketballer des TV Groß-Gerau verstärkt. Als erfolgreicher Basketballer gehörte Dieter K. zum Hildeteam, der in Jugendmannschaften beim VfR Groß-Gerau gespielt hatte, sich aber wie die Stammtischler Rolf und Alois später als Korbjäger auszeichnete. Beim FC Hilde stand Dieter K. zunächst im Tor, bevor er erstmals beim dritten Spiel des Jahres 1974 gegen das Biebesheimer Team des FC Rummel in den Angriff wechselte und bei der 1:3 Niederlage das einzige Tor erzielte.

Dem verheißungsvollen Auftakt der FC Hilde-Fußballmannschaft folgten „mit dem nötigen Ernst“ die Planungen zu einer Vereinsgründung mit der Schaffung einer Trikotkasse, in der sich Ende 1974 stolze 36,42 Mark angesammelt hatten.


Zwischen dem vierten Bier und zweiten Roten Korn

Unter dem Titel „Ich trete in keinen Verein ein“ erinnerte sich Karlheinz an die Zeit, als aus dem Stammtisch beinahe ein Verein geworden wäre. Und das kam so: „Die Unterabteilung Fußball, sie entstand irgendwann zwischen dem vierten Bier und dem zweiten Roten Korn, hätte es fast geschafft“ Der Kicktruppe des FC Hilde ging diese Vereinsidee durch den Kopf, denn in einem Verein ist alles geregelt: Verantwortung, Arbeitsteilung, Zuständigkeiten und das Finanzielle. „Die Beteiligten waren sich in Vorgesprächen einig. Eine vernünftige Organisationsstruktur kann nur von Vorteil sein. Gesagt getan, am 5. Dezember 1975 und 21.30 Uhr fand die konstituierende Sitzung statt. Als Tagungsort war traditionsgemäß die „Festung Metz“ ausgewählt worden und als Teilnehmer waren Klaus, Rolf, Werner, Volker, Dieter und Karlheinz erschienen.

Für die Trikotkasse plante die Versammlung Mitgliedsbeiträge von einer Mark in der Woche. Davon sollten auch Vereinsfeten und Siegesfeiern bestritten werden. Der Erwerb von Trikots wurde beschlossen und strafen für ungebührliches Benehmen auf dem Spielfeld, z.B. verschulden von Elfmetern.

 

Drei Wahlgänge für den Chronisten

Spannend wurde es, als die Wahlen anstanden und Karlheinz beschreibt diese Phase der Versammlung: „Hoch ging es her, als die Verteilung der verschiedenen Ehrenämter anstand. Ich wollte immer schon mal gerne im Vorstand sein und wendete meine ganze Überzeugungskunst auf, alle Anwesenden für meine Qualitäten zu begeistern. Nachdem ich ein ums andere Mal gescheitert war, lag meine letzte Hoffnung auf dem Amt des Chronisten. Letztlich waren drei Wahlgänge erforderlich, um eine Entscheidung zu finden. Die dritte und geheime Abstimmung bescherte mir dann endlich, dank meiner eigenen Stimme, den Titel des Chronisten.“ Die Wahlen waren abgeschlossen und Karlheinz wunderte sich: „Werner erfuhr die große Ehre gleich drei Ämter zu vereinigen. Er wurde nicht nur in den Vorstand gewählt, sondern auch Kassenwart der Stammtisch- und Trikotkasse. Wie welches Amt mit Leben zu erfüllen war, wurde genauestens definiert. So hatte der Mannschaftskapitän Klaus, zumindest während eines Spieles, die Aufgabe seinen Kameraden mit Kampfgeist und Fairness ein Vorbild zu sein. Materialwart Volker sollt e sich pfleglichst um das Vereinsinventar kümmern und etwa anfallende Kosten konnten notfalls aus der Trikotkasse erstattet werden. Die wichtigste Aufgabe hatten selbstverständlich die Vorstandsmitglieder Werner, Dieter und Klaus. Sie waren dem Erhalt und der Pflege des guten Rufes unseres Vereins verpflichtet.“

Karlheinz schreibt in seinem Bericht, dass nach zirka zwei Stunden die komplette Satzung unter Dach und Fach war und das Protokoll sollte bei der zweiten Sitzung zur Abstimmung vorgelegt werden. Zudem sollte der Mitgliedsbeitrag rückwirkend eingezogen werden, doch dazu kam es nicht.

 

Wozu brauche ich einen Verein?

Von der zweiten Sitzung wurde kein Protokoll erstellt, denn aufgrund der kontroversen Diskussionen wurde der Verein gleich wieder aufgelöst. „Dies erfolgte ohne Abstimmung, jedoch mit allseitigem Einverständnis. Genaues weiß man nicht, doch die mündliche Überlieferung erzählt von Positionskämpfen und Intrigen. Die falschen Leute waren auf den wichtigen Posten, die Beiträge zu hoch oder zu tief, überhaupt war das ganze ein Witz. Wozu brauchen wir einen Verein, wenn wir uns doch auch ohne, meist gut verstehen?“

So kam es nicht zur Vereinsgründung, doch Fußball wurde weitergespielt. Karlheinz stellte fest: „Vielleicht war das Team unserer Kicker nie richtig erfolgreich, aber immer mit viel Spaß bei der Sache… wozu brauche ich da noch einen Verein?“

 

Immerhin habe ich einen Elfmeter gehalten

Die sogenannte „Chaotenelf“ war in Berkach der erste Hilde-Gegner des Jahres 1975 und bei diesem Spiel stand erstmals Werner im Tor. „Immerhin habe ich einen Elfmeter gehalten“, freute er sich, obwohl er vier Mal hinter sich greifen musste. Besser lief es im Hilde-Angriff und am Ende stand es 6:4 für die Groß-Gerauer Stammtischmannschaft. Das zweite Spiel des Jahres gegen die „Haßlocher Elf“ ging mit 1:3 verloren, bevor im Lokalderby gegen den „FC Watz“ ein vielumjubelter 5:2 Sieg folgte. Werner erinnert sich an diesen Prestigeerfolg: „Lange herbeigeredet und in der Festung Metz reichlich ausdiskutiert gingen alle Beteiligten mit Spannung auf den Platz. Für mich bleibt das Spiel in besonderer Erinnerung, denn als Mittelstürmer erzielte ich mein schönstes Tor: Flanke von Gerhard und dann mein Kopfball zum 3:1.“ Zuvor hatte Werner schon das 1:0 geköpft und Rechtsaußen Gerhard, der mit seinen Flankenläufen glänzte, steuerte ebenfalls einen Treffer bei. Zudem zeigte Dieter K. mit zwei Treffern, dass eigentliche Torleute auch Tore erzielen können.

Das Team des FC Hilde im Jahr 1976

Das Jahr 1975 endete mit einem Kassenstand von 19,30 Mark und im Jahr 1976 kam es nur zu einem Spiel, das gegen die Mannschaft der Groß-Gerauer Volksbank mit 2:3 verloren ging. Wieder hatte Dieter K. zwei Hilde-Treffer erzielt. Positiv entwickelte sich in diesem Jahr der Kassenbestand, der auf 206,87 Mark stieg und die Grundlage zum Trikotkauf im Jahr 1977 war.

Torszene des FC Hilde beim Hallenturnier 1976

Torszene des FC Hilde beim Hallenturnier 1976

Bitterer Auftakt und ein gewichtiger Neuzugang

Einen bitteren Auftakt im ersten Spiel des Jahres 1977 erlebte der FC Hilde mit einer 2:6 Niederlage gegen den FC Holzhacker Worfelden. Dieter und Klaus hatten für das Groß-Gerauer Stammtischteam getroffen. Aber die Niederlage auf dem Platz war schnell vergessen, denn beim Abschluss in der Stammkneipe des Gegners hatten die Hilde-Spieler das bessere Stehvermögen. Nach einem ordentlichen Gelage konnte der FC Hilde ohne Ablösesumme mit Rolf (dem Worfeller) einen gewichtigen Neuzugang verpflichten.

Rolf erinnert sich an seine Verpflichtung, nachdem er zunächst im Team des FC Holzhacker den „Gerern“ eine Lehrstunde erteilt hatte: „Nach einer privaten Verpflichtung kam ich erst gegen 23 Uhr zur Siegesfeier an unseren Stammtisch in Worfelden zurück. Mit Entsetzen musste ich sehen, dass wir die dritte Halbzeit sang- und klanglos verloren. Sämtliche Rettungsversuche meinerseits waren aufgrund der hervorragenden Verfassung von Werner, Gerhard und Dieter vergebens. Im Feiern war der FC Hilde für uns eine Nummer zu groß.“ Rolf setzte auf das Rückspiel, in dem das Unfassbare geschah: „Ich zog das erste Mal ein Trikot des legendären FC Hilde über. Dank meiner Mithilfe war es kein Wunder, dass der FC Hilde durch vier Tore von Berthold mit 4:2 gewann.“ Auch die „dritte Halbzeit“ ging wieder an die Gerer und ab sofort gehörte Rolf, der Worfeller zum FC Hilde.

 

Umzug von der Festung Metz in die Licher Stube

Die Siegesfeier nach dem Erfolg über die Holzhacker Worfelden fand nicht mehr in der Festung Metz, sondern in der Groß-Gerauer Licher Stube statt. Es wurde eine Riesen-Fete und die Stammtischmitglieder beschlossen, die Kneipe zu wechseln. Auch hatte der Festung-Wirt „Watz“ mit seinem Benehmen dafür gesorgt, dass es ein kurzer Abschied wurde. Lediglich die „Hacki-komplett“ der Wirtin Hilde wurden später schmerzhaft vermisst. So wechselte der FC Hilde-Stammtisch zum „Deiwel“, dessen Ehefrau Elke zunächst als Namenspatin fungieren sollte. Schließlich setzte sich der neue Name „FC Licher“ durch und jetzt wurden erstmals auch richtige Trikots angeschafft. Es war in der neuen Kneipe reichlich Geld gesammelt und gespendet worden, so dass im Jahr 1977 die Einnahmen von 740 Euro ausreichten, um die knapp 1.000 Euro für den Trikotsatz in den Farben „orange, blau und weiß“ zu finanzieren. Werner stellte dazu fest: „Künftig sahen wir auf den Fußballplätzen immer super aus, allerdings häufig nur wegen der Trikots.“ Natürlich kam es zu Fototerminen auf dem Platz in der Fasanerie und als Maskottchen stand unsere Wirtin Elke zur Verfügung.

 

Die Torpremiere von Karlheinz mit der Schulter

Hochmotiviert mit neuen Trikots gab es für den „FC Licher“ gleich vier Siege in Folge. Zum Auftakt glückte ein 2:1 gegen die Auswahl der Groß-Gerauer Volksbank mit einer Torpremiere von Rolf, dem Groß-Gerauer. Danach folgte ein 4:1 gegen die Trainingspartner in der Fasanerie, dem FC Dornberg mit zwei Toren von Gerhard, einem Treffer von Dieter und der Torpremiere von Karlheinz („das Schultertor“). Am 22. Oktober 1977 glückte beim Turnier des FC Holzhacker in Worfelden zum Auftakt ein 1:0 gegen die Siggi Kicker Urberach. Den entscheidenden Treffer hatte Gerhard erzielt, der beim anschließenden 2:0 gegen die Mörfelder „Grüner Apfel“ erneut traf. Das Halbfinale war vorzeitig erreicht und die 1:3 Niederlage gegen die Adler Elf Ober-Roden wurde nur als Ausrutscher gesehen. Das Licher-Team gönnte sich vor dem Halbfinale einige Biere und trat dann gegen die Gastgeber vom FC Holzhacker an. Es folgte eine bittere 0:8 Pleite und unser neuer Tormann verzichtete auf künftige Einsätze für den FC Licher.

Angriff des FC Licher beim Turnier in Worfelden im Jahr 1977

Angriff des FC Licher beim Turnier in Worfelden im Jahr 1977

Mit einem 1:1 gegen den ehemaligen Lokalrivalen FC Watz endete die Spielzeit des Jahres 1977, in dem Gerhard mit insgesamt fünf Treffern der erfolgreichste Licher-Torjäger war.

 

„Ich übernehm´ die Abwehr“

Im März 1978 stand nach der Winterpause in Nieder-Beerbach das erste Spiel des FC Licher gegen das Team der „Gaststätte Glenz“ auf dem Programm und es sollte für Werner das Abschiedsspiel als Tormann der Mannschaft werden. Dieter hatte in der ersten Halbzeit das Tor gehütet und mit mutigen Paraden das 1:1 gehalten. Doch er hatte sich verletzt und Werner ging in der zweiten Halbzeit ins Tor. Gleichzeitig kam Rolf (der Worfeller), der seine Verspätung mit dem Ausruf „Ich übernehm´ die Abwehr“ rechtfertigte. Mit Rolf als Libero stellte der FC Licher seine Verteidigung um, die man danach nicht mehr als eine solche bezeichnen konnte. Immer wieder standen die „Glenzer“ mit ihren Stürmern allein vor dem Licher-Tor, dessen neuer Abwehrchef mehr im Angriff als in der Verteidigung zu finden war. So endete das Spiel mit einer 4:6 Niederlage und der Erkenntnis: „Never change a winning team.“

Das Team des FC Licher im Jahr 1978

Das Team des FC Licher im Jahr 1978

Sieg beim Turnier der Elsbeth Ranger

Wesentlich besser lief es für das Licher-Team beim Turnier der „Elsbeth Ranger“ in der Groß-Gerauer Albert-Faulstroh-Halle. Siege gegen das Adler-Team (2:1), ein 1:0 gegen den FC Florian der Freiwilligen Feuerwehr und das abschließende 0:0 Remis gegen den FC Watz reichten zum Vorrundensieg und den Einzug ins Finale um den Ranger-Cup gegen den FC Watz II. Den Siegerpokal für den FC Licher sicherte schließlich ein Tor von Volker in der Verlängerung des Finales zum 2:1.

Wieder zurück auf dem Sportplatz kassierten die Licher bei den Treburer „Roten Teufeln“ eine 2:3 Niederlage. Die Aufholjagd nach dem 0:3 Zwischenstand zur Halbzeit wurde in der zweiten Hälfte nur mit Toren durch Klaus und Werner belohnt.

Das beste Spiel aller Licher-Zeiten lieferten die Groß-Gerauer Stammtischler gegen die TV-Leichtathleten. Mit deren Schnelligkeit konnte das Licher-Team nicht mithalten und stand meist in der Abwehr. Doch gelungene Konter mit fünf Toren durch Norbert und ein überragender Dieter im Tor sorgten für einen unerwartet klaren 5:0 Sieg. Danach kam es wieder zu einem Vergleich mit der Volksbank-Auswahl (1:1), bevor das Licher-Team beim zweiten Turnier des FC Holzhacker in Worfelden am Ende nur den Fairness-Pokal für sich verbuchen konnte. Nach drei Niederlagen gegen die Stadtschänke Mörfelden (1:2), Schnauferl Weilbach (0:2) und FC Dornberg (0:4) war das Turnier für die Groß-Gerauer in der Vorrunde beendet und so konnte das Licher-Team nur beim abendlichen Turnierball im Worfelder Bürgerhaus glänzen.

Die Saison des Jahres 1978 endete auf dem Sportplatz im Philippshospital gegen eine Auswahl von Betreuern und Ärzten mit einem 5:3 Sieg. Berthold ragte als dreifacher Torschütze für das Licher-Team heraus.

 

Einzigartiges Basket- und Fußballspiel gegen die Leichtathleten

Zu Jahresbeginn kam es zu einem einzigartigen Spiel in der Groß-Gerauer Albert-Faulstroh-Halle, denn das Licher-Team lieferte sich ein kombiniertes Basket- und Fußballspiel mit einer Auswahl der TV-Leichtathleten. Die Treffsicherheit des Basketball-Spezialisten Rolf war Grundlage zum Licher-Sieg nach zehn Minuten, bevor das anschließende Fußballspiel mit einem 2:2 Unentschieden endete.

Gegen eine Studentenauswahl der „Betonkickers“ aus Frankfurt hatte die Licher-Mannschaft keine Probleme und kam zu einem hohen 7:2 Sieg. Berthold und Gerhard trafen je zwei Mal, dazu konnten Rolf und Werner ihre Torjägerbilanz jeweils um einen Treffer aufbessern. Mit einem 1:1 gegen die „Tramps“ in Erlensee und einer 1:3 Niederlage im Rückspiel in Berkach endete die Fußballsaison im Jahr 1979.

Im ersten Spiel des Jahres 1980 war das Darmstädter Team der Gaststätte Glenz zum zweiten Mal Gegner der Licher. Einziger Lichtblick bei der 2:5 Pleite war die Torpremiere von Rolf, dem Worfeller, der diesmal nicht die Abwehr übernommen hatte.

 

In Rümmelsheim wird Fußball zur Nebensache

„Schwätz nedd so viel, stell´ die Flaschen her“, mit einer Weinprobe endete das Licher-Gastspiel in Rümmelsheim, einem kleinen Weinort bei Bingen. Durch den stimmungsvollen Abschluss wurde das Fußballspiel zur Nebensache. Für die Statistik hatten die Licher mit 3:1 gewonnen.

Eine bittere Erfahrung machten die Spieler des FC Licher beim Turnier an Pfingsten auf dem Sportplatz von Union Niederrad. Mit nur elf Spielern angereist hatte der FC Licher kaum eine Torchance. Die 0:1 Auftaktniederlage gegen das Jugendhaus Gallus fiel noch knapp aus, doch danach hagelte es gegen die Quick Park Rangers (0:5), im zweiten Spiel gegen das Jugendhaus Gallus (0:7) und zum Abschluss noch einmal 0:4 gegen die Quick Park Rangers deutliche Niederlagen. Im gesamten Turnier hatte das Licher-Team nur selten die gegnerische Hälfte gesehen und hatte nur eine Torchance, die von Rudolf vergeben wurde. Dafür war der Tross des FC Licher am Abend bei der Siegerehrung wieder in Topform und wurde unter dem tosenden Beifall der übrigen Mannschaften im Festzelt mit dem Fairness-Pokal ausgezeichnet.

 

Viel Lob für das eigene Turnier zum 10-jährigen Bestehen

Anlässlich des 10-jährigen Bestehens veranstaltete der FC Licher am 28. Juni 1980 ein eigenes Fußballturnier auf dem TV-Sportplatz in Groß-Gerau, zu dem sieben Gastmannschaften eingeladen wurden. Die Licher-Spieler hatten für ihre Gäste Würstchen vom Grill und Bier vom Fass mit Preisen „wie vor zehn Jahren“ vorbereitet und beteiligten sich selbst am Fußballturnier, dass mit einem 1:0 Auftaktsieg gegen den FC Florian begann. Bei der anschließenden 1:2 Niederlage gegen die Leeheimer Hobby-Kicker gelang Fritz seine Licher-Torpremiere und danach folgte noch ein 3:1 Erfolg über die Lindekickers Büttelborn. Buchstäblich mit dem Schlusspfiff kassierte der FC Licher eine 0:1 Niederlage gegen die Auswahl des THW Groß-Gerau und beendete damit das eigene Turnier auf dem vierten Platz. Den Sieg sicherte sich der FC Mammut im Elfmeterschießen gegen die Hobby-Kicker. In der Groß-Gerauer Traditionsgaststätte „Zum Wagenrad“ wurde im Rahmen des Turnierballs mit musikalischer Umrahmung durch die „Hefecombo“ der Siegerpokal von Organisator Karlheinz überreicht. Vor mehr als einhundert Gästen im Saal ging Reiner auf die Stammtischgeschichte des FC Licher ein und zum Abschluss des Balls fand eine Tombola mit Sachpreisen von Groß-Gerauer Geschäften, sowie ein von den Fußballern der Frankfurter Eintracht unterzeichneten Fußball statt. Wenige Tage nach dem Turnier freuten sich die Licher-Organisatoren über eine Zeitungsanzeige: „Die Thekenmannschaft Linde-Kickers bedankt sich beim Veranstalter FC Licher für die Einladung und die hervorragende Organisation.“

 

Das Ende der Fußballära im Jahr 1981

Mit der Teilnahme an einem Sommerturnier für Hobby-Fußballmannschaften in Langen bei den „Pils Jumbos“ wurde 1981 das Ende der Fußballära des FC Licher eingeläutet. Die Licher-Spieler waren in die Jahre gekommen und konnten sich nur noch mit dem Gewinn von Fairness-Pokalen auszeichnen. So auch in Langen, wo die Groß-Gerauer Stammtischmannschaft gegen die Schausteller Darmstadt (0:2), United Langen (0:1), FC Alkohol Langen (2:4), SG Pitt Neu-Isenburg (1:3) und Schmucker Boys Bischofsheim (1:2) alle Spiele verloren und die deprimierende Bilanz nur wieder beim Turnierball unter den über 1.000 Gästen aufpolieren konnten. Die Turnier-Schiedsrichter hatten den Fairness-Pokal einstimmig an den FC Licher vergeben. Doch die „stets saubere Spielweise“ war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr konkurrenzfähig, nachdem sich auch viele Hobbymannschaften mit aktiven Fußballern verstärkten, während der FC Licher nur noch mit Mühe elf gesunde Spieler aufs Feld brachte.

So reichte es noch zu einer Teilnahme an einem Kleinfeldturnier der Groß-Gerauer TV-Handballer mit fünf Feldspielern. Zum Auftakt gelang ein 3:0 Sieg über den FC Florian, dem Niederlagen gegen die Veranstalter (1:4) und die Biebesheimer Powenz-Bande (0:3) folgten.

 

Zum 25-jährigen Jubiläum noch einmal auf den Fußballplatz

Der Abschied vom Fußballplatz fand mit den letzten Spielen gegen bekannte Gegner statt. Zu den erfolgreichsten Hobby-Fußballmannschaften zählten damals der FC Mammut und die Licher hielten sich bei der 0:1 Niederlage recht wacker. Auch das Spiel gegen die Biebesheimer Powenz Bande endete mit 0:1 und zum Abschluss feierte das Licher-Team gegen den FC Florian von der Groß-Gerauer Feuerwehr noch einmal einen 3:1 Sieg, bei dem der Worfeller Rolf zwei Treffer beisteuerte.

Der Traum von einem zweiten Licher-Turnier zum 20-jährigen Stammtischjubiläum war schnell ausgeträumt und schließlich wurde das geplante Jubiläum im Jahr 1990 einfach vergessen. Doch die Trikots blieben bei den Spielern im Schrank und wurden fünf Jahre später noch einmal ausgepackt. Bei einigen Licher-Aktiven inzwischen etwas zu eng, aber mit gegenseitiger Hilfe lief das Team noch einmal für die Filmkamera zu großer Form auf. Auf dem Königstädter Sportplatz stellte Werner einen Film zusammen, der an die große Fußballzeit des FC Licher erinnerte und mit nachgestellten Spielszenen zur Freude der Gäste beim 25-jährigen Stammtischjubiläum im Jahr 1995 seine Premiere feierte.