Alte Hansestädte und das Naturparadies der Masuren –Eine Reise durch Polen

Einst lebten unsere Vorfahren im Wartheland und Niederschlesien, dem heutigen Polen. Bei unserer dritten Polenreise im Jahr 2019 folgten wir nicht den Spuren unserer Vorfahren, dafür ließen wir uns von den geschichtsträchtigen Schönheiten der alten Hansestädte Stettin und Danzig, sowie dem Naturparadies der Masuren begeistern.

Stettin und seine Vorzeigepromenade

Die zehntägige Busreise führte uns zunächst nach Stettin (polnisch: Szczecin), nah hinter der deutschen Grenze an der Oder, dessen Stadtbild von viel Grün geprägt ist und durch seine historische Altstadt beeindruckt. Unser Hotel lag zwischen dem schönen Heumarkt mit seinen kunterbunten Häusern, dem im Stil der Backsteingotik erbauten alten Rathaus und dem märchenhaften Schloss, sowie der imposanten Hakenterrasse. Diese Vorzeigepromenade ist eines der bekanntesten Bauwerke, das einen tollen Blick auf den Hafen und die Flussinseln bietet.

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Danzig – die Welthauptstadt des Bernsteins

Die Uferpromenade an der Motlawa mit dem imposanten Krantor im Hintergrund gab uns am zweiten Tag einen ersten Eindruck von den zahlreichen Sehenswürdigkeiten in Danzig (polnisch: Gdansk). Vor unserem Stadtrundgang hatten wir ein imponierendes rostbraunes Bauwerk besichtigt, das „Europäische Zentrum für Solidarität“ mit der Erinnerung an die Ereignisse in den Jahren 1970 und 1980 auf der Danziger Leninwerft. Damals hatte die Solidarność-Bewegung mit Lech Walesa an der Spitze für den Beginn des Verfalls des kommunistischen Systems gesorgt. Mit dem Gang durch das „Grüne Tor“ begann der Rundgang durch die Danziger Altstadt. Wunderschöne bunte Häuserfassaden geben Einblicke in die Hanse-Zeiten und nichts erinnert mehr daran, dass das historische Zentrum im zweiten Weltkrieg nahezu vollständig zerstört wurde. Vorbei am Altstädtischen Rathaus erfahren wir bald, dass Danzig auch als die Welthauptstadt des Bernsteins gilt. Unvermeidlich war daher der Besuch eines der zahlreichen Schmuckgeschäfte, bevor uns der Rundgang zum historischen Krantor führte, dem bekanntesten Wahrzeichen der Stadt. Der Hafen-Holzkran hat eine über 600-jährige Geschichte und wird heute als Museum genutzt. Ein kurzer Spaziergang entlang der Uferstraße und wir hatten noch etwas Zeit, um mit einem Piratenschiff-Nachbau, der „Galeon Lew“ einen Abstecher zur Westerplatte zu machen. Vorbei am Krantor ging die Fahrt langsam bis zur Mottlau-Mündung in die Wechsel. Wir konnten dabei das Hafengebiet und einige Industrieruinen der Danzig Werft sehen, bevor wir den Ort erreichen, an dem im Jahr 1939 der zweite Weltkrieg begann, als das deutsche Schlachtschiff „Schleswig-Holstein“ die ersten Schüsse in Richtung des polnischen Waffendepots auf der Westerplatte abfeuerte.

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Die Marienburg mit deutscher und polnischer Geschichte

Etwa 50 Kilometer südöstlich von Danzig nutzten wir die Gelegenheit zur Besichtigung der Marienburg, die zur Kreisstadt Malbork gehört und am Nordufer des Nogat, dem Mündungsarm der Weichsel liegt. Die mächtige Ordensburg gilt als der größte Backsteinbau Europas, errichtet im Auftrag des Deutschen Ritterordens im 13.und 14. Jahrhundert. Sie repräsentiert bis heute über sieben Jahrhunderte deutscher und polnischer Geschichte, war fast 150 Jahre Sitz der Hochmeister und über 300 Jahre Residenz der polnischen Könige. Die Marienburg gilt als eines der wertvollsten Kulturdenkmäler rund um Malbork, in deren imposanten Burganlage sich neben einem Museum auch eine große Bernsteinsammlung befindet.

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Nach einem letzten Blick vom Westufer des Nogat auf die Marienburg ging die Reise weiter in Richtung Masuren. Dort war Mragowo (deutsch: Sensburg) an der gleichnamigen Seenplatte unser Ziel. Die Hotelanlage am Ufer des Czos-Sees war Ausgangspunkt für die Besichtigungen der nächsten Tage, die mit einer Fahrt durch das nördliche Masuren begann.

Mragowo – am Czos-See in Masuren


Masurische Seen und die Wolfsschanze

Am größten der masurischen Seen, dem Spierdingsee, war die kleine Stadt Mikolajki (Nikolaiken) unser Ausgangspunkt für die Fahrt mit einem Schiff der „Weißen Flotte“. Zurück in der malerischen Kleinstadt, die den zweiten Weltkrieg ohne Zerstörungen überstand, lohnte sich der Besuch einer evangelischen Kirche aus dem Jahr 1842 und ein kleiner Bummel über die Uferpromenade und durch die Läden am Marktplatz.

Mikolajki – Evangelische Pfarrkirche mit Christusstatue

Mikolajki – am Spirdingsees dem größten See in Masuren

Knapp 50 Kilometer nördlich von Mikolaiki hat sich die „Wolfsschanze“ zu einem beliebten touristischen Ausflugsziel entwickelt. In den 1940er Jahren war tief in den Wäldern, in einem teilweise sumpfigen Gebiet das sogenannte „Führerhauptquartier“ entstanden, in dem Adolf Hitler am 20. Juli 1944 auch das Stauffenberg-Attentat überlebte. In der massiven Bunkeranlage mit Wandstärken von über zehn Metern lebten zeitweise bis zu 6.000 Menschen, darunter 2.000 Offiziere und Mannschaften. Heute gilt die „Wolfsschanze“ als Mahnmal, das teilweise gesprengt wurde, aber noch immer in den Sommermonaten viele Touristen anzieht.

Rastenburg Wolfsschanze – Hitler Bunker

Rastenburg Wolfsschanze – Ort des Hitler-Attentats am 20. Juli 1944

Von der „Wolfsschanze“ über das nahe Rastenburg (poln. Ketrzyn) erreichten wir in einer knappen halben Stunde die Wallfahrtskirche „Heiligelinde“ (Swieta Lipka), in der wir dem berühmten Klang der Orgel mit 4.000 Pfeifen und 40 Register erlebten.

Wallfahrtskirche Heiligelinde


Durch die Johannisburger Heide zur den „Altgläubigen“

Mit einem kurzen Besuch des Geburtshauses von Ernst Wiechert, ein mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichneten Schriftstellers, setzten wir am nächsten Tag unsere Reise durch Masuren fort. Das kleine Forsthaus liegt in der Nähe von Kleinort (poln. Pierslawek) und ein kleines Museum erzählt aus dem Leben von Ernst Wiechert. Wir genießen die Johannisburger Heide, bevor wir wenig später eine kleine orthodoxe Kirche in Eckertsdorf (Wojnowo) besichtigen, die durch eine Sekte der russisch-Orthodoxen Kirche, den „Altgläubigen“ bekannt wurde. Die Einsamkeit fernab zivilisierter Welt war für diese Menschen ein idealer Zufluchtsort. Das Kloster befindet sich am See Dus und beherbergt auch Ikonen aus russischen Kriegsschiffen der Zarenzeit. Bevor wir die „Altgläubigen“ verlassen, nutzen wir die Gelegenheit zur Besichtigung einer ungewöhnlichen Ausstellung, die im Rahmen des Wojnowski Festivals der Fotografie (WFF) mit zahlreichen Bildern an Gartenzäunen gezeigt wird.

Kleinort (Piresławek) – Museum Ernst Wiechert

Eckertsdorf (Wojnowo) – Kloster der Altgläubigen

Naturerlebnis auf der Krutynia

Eine Stakbootfahrt auf der Krutynia war der nächste Höhepunkt, die ein Naturerlebnis besonderer Art bot und als Polens schönste Paddelroute gilt. Sie verläuft durch die Johannisburger Heide und ist insgesamt rund 100 Kilometer lang. Für uns reichte die Zeit nur zu einer einstündigen Fahrt durch die weitgehend naturbelassene Flusslandschaft mit einem anschließenden Picknick.

Krutyn – Stakbootfahrt durch die Johannisburger Heide

Die Altstadt von Thorn und polnische Piroggen

Die mittelalterliche Altstadt Thorn bildete den Abschluss unserer Polenreise im Jahr 2019. Die Stadt an der Weichsel mit knapp über 200.000 Einwohnern zählt zu den ältesten und schönsten Städten von Polen, die im 13. Jahrhundert vom Deutschen Orden gegründet wurde und seit 1997 Weltkulturerbe ist. Ein Denkmal vor dem Rathaus erinnert an Nikolaus Kopernikus, der 1473 in Thorn geboren wurde und zu seinen Lebzeiten die Basis der modernen Astronomie schuf, bei der die Erde und alle Planeten um die Sonne kreisen.

Thorn – Rathaus und Kopernikus-Denkmal

Zur Mittagszeit gelang es uns dann doch noch, endlich die polnischen „Piroggen“, eine gefüllte Teigtasche zu genießen, bevor wir mit unserem Reisebus wieder zur Rückfahrt nach Deutschland starteten.