FC Licher- „Vom Rohrgässje zum s´Sannche“

Die Groß-Gerauer Stammtischgemeinschaft „FC Licher“ blickte in diesem Jahr in ihrer über 50-jährigen Geschichte auf die Zeit zurück, als sich Anfang der 1970er Jahre die Freundschaft der „Gerer Jungs“ mit den „Naumer Mädscher“ entwickelte.

Werner Wabnitz gehörte zu den „Gerer Jungs“ und seine heutige Lebensgefährtin Erika mit deren Freundin Brigitte zu den „Naumer Mädscher“, die den Freunden des FC Licher-Stammtisch bei einem Rundgang durch Alt-Nauheim Einblicke in ihre Jugend- und Schuljahre gaben.

 Unter dem Thema „Vom Rohrgässje zum s´Sannche“ gingen ein Dutzend Licher-Freunde auf den Spuren der Erinnerungen, die bei den „Naumer Mädscher“ eng mit dem „Rohrgässje“ verbunden sind. „Des is in Naum die engste Gass“, wusste Brigitte zu berichten und erinnerte sich „Als Kinner war des gar net schee, im Dunkeln dort dorchzugeh“. Erika zitierte aus ihrem Heimatkundeheft der Grundschulzeit Klasse 3a „Früher war Nauheim ein Bauerndorf. Es gab nur wenige Straßen. Die Häuser waren um die Kirche herumgebaut.“ Werner erinnerte an die „Gerauer Pfort“ in der Vorderstraße, wo einst der Dorfeingang für die Reisenden war, die von Groß-Gerau nach Nauheim kamen.

Beide „Naumer Mädscher“ wurden in Nauheim konfirmiert, mit der Besonderheit, dass der feierliche Gottesdienst in der katholischen Kirche stattfand. Erika und Brigitte erinnerten an die Diskussionen darüber, weil die evangelische Kirche gerade renoviert wurde und Pfarrer Theodor Fenske klargestellt hatte, „Entweder findet die Konfirmation in der katholischen Kirche statt oder gar nicht.“ Dennoch hatte die Evangelische Kirche für beide Nauheimerinnen eine große Bedeutung und nicht nur deshalb, dass sie dort gemeinsam ihre „Goldene Konfirmation“ feierten. Die Taufe von Brigitte und die Hochzeit ihrer Eltern und fanden ebenfalls in der am 1. Weihnachtstag im Jahr 1753 eingeweihten Kirche statt.

 Durch die Pfarrgasse mit einem kurzen Aufenthalt in der Pfarrscheune, in der Erika sich gerne an die Zeiten mit der kirchlichen Mädchengruppe erinnerte, bildete die Schulzeit für die beiden „Naumer Mädscher“ den Mittelpunkt des Rundgangs. Brigitte wurde mit ihrem Geburtsnamen Filtzinger im Jahr 1962 im Gebäude des heutigen Heimatmuseums eingeschult. Erika geborene Bloch folgte ein Jahr später nach dem Umzug ihrer Familie von Walldorf nach Nauheim und sie las aus ihrem Heimatkundebuch: „Wir haben ein schönes neues Schulhaus. Es wurde am 24. August 1963 eingeweiht und es hat 14 Säle.“

 Die Ankunft in Nauheim vor 60 Jahren ist für Erika auch mit der ehemaligen Gastwirtschaft „Zum Hirsch“ am Heinrich-Kaul-Platz eng verbunden, das in Nauheim unter dem Namen „s´Sannche“ bekannt war. „Susanne und Peter Daum hatten die Gastwirtschaft bis 1969 geführt. Peter Daum war der Ehemann von Martha, einer Cousine meiner Mutter und sie hatte den größten Anteil daran, dass meine Familie und Verwandtschaft in den 1950er Jahren von Polen nach Nauheim aussiedeln konnte. Im Gasthaus habe ich einen Teil meiner Kindheit verbracht, es wurden Familienfeste gefeiert und auf der Kegelbahn habe ich meine ersten Kegelversuche unternommen.“

 Der Rundgang auf den Spuren vergangener Zeiten führte noch vorbei an der ehemaligen Mühle am Schwarzbach und endete am heutigen Friedrich-Ebert-Platz, der seit 160 Jahren von einem prächtigen Kastanienbaum geprägt wird.