Auf den Spuren von Claude Monet

2024

Auf den Spuren von Claude Monet – Fotoreise von Giverny zur Küste der Normandie

„Ich will das Unerreichbare“, beginnt ein berühmtes Zitat von Claude Monet, mit dem er sich von den übrigen Malern seiner Zeit abgrenzte, „Ich will die Luft malen, die Schönheit der Luft“. Die Faszination der Kunst von Claude Monet, der zu den bedeutendsten französischen Malern zählt, wird auch in den 600.000 Menschen aus aller Welt deutlich, die alljährlich während der siebenmonatigen Öffnungszeit seine beiden Gärten in Giverny besuchen.

Wir ließen uns auch von dem Blumengarten „Clos Normand“ und dem japanisch inspirierten Wassergarten mit dem berühmten Seerosenteich begeistern. Die Fotoreise ins 50 Kilometer nördlich von Paris gelegene Giverny begann mit einem Zwischenstopp in Verdun, bevor wir unser Gästehaus „La Pluie des Roses“ erreichten. Kaum angekommen, wurden wir von dem Charme des Hauses mit seinen drei Gästezimmern in einem 6.000 Quadratmeter großen Park überrascht. Direkt an der „Rue Claude Monet“ gelegen, wurden wir in dem impressionistischen Wohnsitz aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts freundlich begrüßt. Die sprachlichen Hürden, wir sprechen kein Französisch und unser Gastgeber kein Deutsch, wurden durch einen KI-basierten Sprachübersetzer problemlos überwunden.

 

 

 

 

Von Anfang an konnten wir die impressionistische Luft des Ortes atmen. Die Sonne tat ihr Übriges und eine Stunde nach unserer Ankunft reizte es uns, die Umgebung zu erkunden. Vorbei am Hotel „Baudy“, dem ersten normannischen Gasthaus und Treffpunkt vieler Künstler, liefen wir bis zum Eingang der „Fondation Claude Monet“. Kurzentschlossen entschieden wir, das schöne Wetter zu nutzen. Die Warteschlange am Eingang war nicht lang und gerne zahlten wir die 13 Euro Eintritt pro Person. Bereits auf der „Rue Claude Monet“ konnten wir die Vielfalt der Blumen entlang der Straße mit einer Fußgängerzone bestaunen.

 

Im Alter von 43 Jahren war Claude Monet mit seiner Familie nach Giverny gezogen. Zehn Jahre nach seiner Ankunft kaufte er im Jahr 1893 auch das Nachbargrundstück, auf dem er den Wassergarten anlegte.

 

Für die Besucher beginnt die Besichtigung mit dem Blumengarten „Clos Normand“ und dem Wohnhaus, in dem Claude Monet bis zu seinem Tod im Jahr 1926 lebte. Neben dem 40 Meter langen Wohnhaus schließt sich das erste Studio, eine ehemalige Scheune, an. Da der Künstler meist im Freien malte, wurden im Studio hauptsächlich die Leinwände fertiggestellt und aufbewahrt.

 

 

 

 

 

Der etwa ein Hektar große „Clos Normand“ beeindruckt durch seine Perspektiven, Symmetrien und Farben. Dort wurden in regelmäßigen Blumenbeeten einfachste Gänseblümchen und Mohnblumen mit seltensten Sorten kombiniert. Rosen prägen die Hauptallee und die Pergola am Wohnhaus. Vom Blumengarten erreicht der Besucher über eine Unterführung den Wassergarten mit der berühmten japanischen Brücke. Der Seerosenteich ist der Hauptanziehungspunkt und wir hatten zeitweise den Eindruck von einer Menschenkette, die sich entlang des Seeufers schlängelte. Dennoch fanden wir immer wieder versteckte Winkel, um die Schönheit des Gartens zu entdecken. Der Garten war ein wichtiges Thema der Bilder von Claude Monet und als sein Vermächtnis schenkte er 1926 der französischen Regierung 22 Wandgemälde mit Wasserlilien.

 

 

 

 

Zwei Stunden lang genossen wir den Besuch von Monets Garten, bevor wir in unser „La Pluie des Roses“ zurückkehrten.

 Den zweiten Tag in Giverny nutzen wir zum Besuch des „Museum des Impressionismus“, dass sich dieser Kunstepoche des 19. Jahrhunderts widmet. Die aktuelle Ausstellung „Impressionismus und das Meer“ zeigte berühmte Meisterwerke, zu denen auch „Marée basse aux Petites-Dalles“ von Claude Monet gehörte, dass im Jahr 1884 in unserem nächsten Ziel, Fécamp an der Alabasterküste, entstand.

 Es herrschte keine Ebbe, als wir in dem knapp 140 Kilometer von Giverny entfernten ehemaligen Sitz der Wikinger an der Normandieküste ankamen. Sofort spürten wir die salzhaltige Luft, die Möwen kreisten schreiend über uns und wir staunten an der Hafeneinfahrt über die imposanten Kreidefelsen, die sich dort zu beiden Seiten erheben.

 

 

 

 

Als eine sehr gute Entscheidung erwies sich unsere Unterkunft im Hotel „Le Grand Pavois“, direkt am Hafen von Fécamp. Das Auto sicher in der Garage geparkt, das Zimmer mit einer großartigen Aussicht auf den Hafen und dem „Cap Fagnet“ bezogen, konnten wir es nicht abwarten, um dem nahen Strand einen ersten Besuch abzustatten.

 Der Wind in den Haaren und die frische Meeresluft in der Nase erlebten wir bei einsetzender Flut die Brandung der Wellen. Konnten wir ahnen, dass an diesem Ort vor über 800 Jahren der Wikinger „Rollo“ seinen Palast hatte, bevor Fécamp zum Ausgangspunkt für Hochseefischer und wichtigsten Kabeljauhafen von Frankreich wurde. Der Spaziergang zum Leuchtturm bot uns ein einmaliges Panorama auf das Meer und die Klippen der Alabasterküste. Am späten Abend wurden wir noch mit einem grandiosen Sonnenuntergang belohnt.

 

 

 

Entlang der schönen Strandpromenade fanden wir immer wieder Hinweise auf die hier entstandenen Kunstwerke der Impressionisten, zu denen natürlich Claude Monet, als deren wichtigster Vertreter, gehörte.

 Abseits vom Touristenrummel machten wir am zweiten Tag an der Alabasterküste einen Abstecher zum Dorf Yport, etwa sechs Kilometer westlich von Fécamp. Wir wurden überrascht von dem schönen Ambiente mit Booten am Kieselstrand und insbesondere von den senkrecht zum Meer fallenden Kreidefelsen. Auch hier stießen wir auf die sogenannte „Impressionisten-Route“. Die Felsenküste inspirierte nicht nur Claude Monet, sondern auch Maler wie Paul Colin und Pierre-Auguste Renoir. In dem ehemaligen Fischerdorf ist dort, wo einst die Hütten standen, ein Parkplatz. Für die Touristen ist ein Kasino vorhanden, von dem die Einheimischen heute im Wesentlichen leben.

Zwischen 1868 und 1887 entstanden viele Gemälde von Claude Monet in der Umgebung von Etretat. Wie viele andere Künstler ließ er sich von den steilen Felsklippen mit ihren außergewöhnlichen Felsformationen inspirieren. An der 120 Kilometer langen Steilküste zwischen Dieppe und Le Havre gehört Etretat zu den am meisten besuchten Orten der Alabasterküste.

 

 

Nach unserem Besuch in Yport kamen wir an einem Sonntagnachmittag in Etretat an. Etwas schwierig gestaltete sich die Suche nach einem Parkplatz in Strandnähe. So konnten wir nur einen Standplatz für eine Stunde (drei Euro) für unser Auto buchen. Das war nicht viel Zeit, um die Sehenswürdigkeiten rund um den Küstenort zu erkunden. Ich hatte schon einmal im Jahr 2011 mit meinem Freund Rolf (siehe Ausstellung „Zwei Freunde, zwei Sichtweisen, ein Ziel“) die berühmten Felstore „Falaise d´Aval“, „L´Aiguelle“ und „Manneporte“ erwandert und gesehen. Jetzt beschränkten wir uns auf einen Kurzbesuch der Strandpromenade. Nicht zu übersehen war der Hinweis, dass ein Mitnehmen von Kieselsteinen unter Androhung einer Geldstrafe verboten ist. Immerhin sind die Kieselsteine am Strand ein natürlicher Schutz gegen Wellengang und Sturm.

Die monumentalen Klippen von „Amont“ und „Aval“ umrahmen den Strand von Etretat und sind von vielen Malern dargestellt worden. Wir konzentrierten uns auf das Fotografieren und die zahlreichen Möwen boten ein zusätzliches Motiv. Nach einer Stunde verließen wir Etretat und kehrten zurück in Richtung Fecamp. Wir nutzten bei strahlendem Sonnenschein die Möglichkeit zum Besuch von „Cap Fagnet“.

 

 

 

 

110 Meter über dem Meeresspiegel ist das „Cap Fagnet“ der höchste Punkt der Alabasterküste. Dort genossen wir das beeindruckende Panorama über die Stadt, das Meer und die weißen Klippen. Ob gallische Festung oder eine Festung des Atlantikwalls im zweiten Weltkrieg, dieser höchste Punkt war in der Vergangenheit schon immer ein historischer und strategischer Ort. Die Kapelle „Notre-Dame du Salut“ ist auf dem „Cap Fagnet“ seit dem 13. Jahrhundert eine Pilgerstätte und gehört zusammen mit dem Steinturm „Leuchtturm der Jungfrau“ zu den Sehenswürdigkeiten auf dem „Cap Fagnet“.

 Zum Abschluss des zweiten Tages besuchten wir den 1836 gebauten roten Leuchtturm von Fécamp. Zusammen mit dem grünen Leuchtturm auf der Südseite der Hafeneinfahrt ist der rote Leuchtturm ein beliebtes Fotomotiv, insbesondere bei Sonnenuntergang. Ein beliebtes Ausflugsziel sind auch die „Estakaden“ aus dem 17. Jahrhundert. Diese Brücken dienten als Wellenbrecher, um die Hafeneinfahrt zu sichern. Sie verbinden den Kai mit den Leuchttürmen und laden Spaziergänger ebenso ein wie Angler.

 

 

 

Mit „einem Tag am Meer“ beendeten wir am dritten Tag unseren Besuch in Fécamp. Zum Abschied konnten wir gegen 22 Uhr einen grandiosen Sonnenuntergang von der Strandpromenade aus bestaunen. Wir wurden von der unendlichen Weite des Meeres ebenso verzaubert, wie von der atemberaubenden Verfärbung der Kreidefelsen.

 Zu den Sehenswürdigkeiten in Fécamp gehören in der Stadt auch das „Palais Bénédictine“ und die „Eglise Saint-Etienne“. Der Benediktinerpalast gilt als ein architektonisches Meisterwerk, in dem sich eine berühmte Likör-Destillerie befindet. Die Stephans-Kirche „Saint-Etienne“ überragt den Hafen von Fécamp, in der man monumentale Gemälde aus dem 19. Jahrhundert bewundern kann.

 

 

 

 

 

Der letzte Tag unserer Frankreich-Reise führte uns nach Metz zu einem gotischen Meisterwerk. Die Stephanskirche war noch ein Höhepunkt unserer Reise. Mit einer Fensterfläche von 6.500 Quadratmeter wird die Kathedrale Saint-Etienne auch als „Laterne Gottes“ bezeichnet. In dem 800 Jahre alten Gebäude konnten wir eine einzigartige Atmosphäre erleben. Mit einem 42 Meter hohem Gewölbe ist die Bischofskirche von Metz eines der höchsten gotischen Kirchengebäude überhaupt. Die Fenster des Lang- und Querhauses wurden zwischen dem 13. und dem 20. Jahrhundert von bedeutenden Künstlern gestaltet, von denen Marc Chagall der berühmteste war. Die Bauarbeiten hatten insgesamt 300 Jahre gedauert und wurden erst im Jahr 1520 abgeschlossen