Gemeinsam mit Fritz Klink präsentierte ich am 12. Mai 2017 in der Sparkassen-Kundenhalle die Ausstellung „Zwei Gerer in vier Partnerstädten“, bei deren Vorbereitung wir von Hans Welzenbach und durch Zeichnungen von Rolf Maltry unterstützt wurden.

Sparkassen-Stiftungsmanagerin Anette Neumann stellte bei der Vernissage die Idee und Entwicklung der Ausstellung vor: „Eine Ausstellung, die mehr ist als eine Fotoausstellung . . .und damit komme ich zu der Geschichte, wie diese Idee entstanden ist. Werner Wabnitz und Fritz Klink sind nicht nur fest in Groß-Gerau verwurzelt, sondern reisen auch sehr gerne. Ohne näher auf die Familiengeschichte einzugehen: Ausgangspunkt war der Wunsch von beiden „auf den Spuren ihrer Vorfahren“ zu Reisen. Und wer Werner kennt weiß: ohne Foto in der Hand geht nicht und so begann die Reise 2013 über Potsdam und Breslau nach Szamotuly. Beeindruckt von den vielen Reise-Höhepunkten war von Fritz schnell die Idee geboren, alle Partnerstädte von Groß-Gerau zu besuchen. Nicht zuletzt geprägt von den Bekanntschaften und Freundschaften aus den Schützenvereinen, die über Jahre in der Ringpartnerschaft gepflegt wurden. Werner war sofort von der Idee begeistert.

Erst nach und nach entwickelte sich das Ziel, eine Ausstellung zu gestalten und anlässlich der Europatage hier in unserer Kundenhalle zu präsentieren. Dabei war es den beiden wichtig, nicht die politischen Zusammenhänge zu beschreiben, sondern die touristischen Highlights heraus zu arbeiten. Ergebnis: Ein kleiner Reiseführer mit der Überschrift: „Die Partnerstädte als touristische Ziele aus Sicht zweier Reisender“.

Die Ausstellung mit 19 Ausstellungstafeln ist das Ergebnis einer vielseitigen Kooperation: Werner Wabnitz – der Fotograf und Texter, Fritz Klink – der Ideengeber, Rolf Maltry – ein guter Freund, der jede Partnerstadt (also alle fünf) aus seiner Sichtweise gemalt hat und Hans Welzenbach – der mit der grafischen Gestaltung und Umsetzung die Ausstellung abrundet.“

Die Geschichte der Reise durch die vier Partnerstädte:

Für den Besuch der Partnerstadt Brignoles haben wir im Mai 2015 die Anreise über die berühmte Route Napoleon „Nationale 85“ über Grenoble und einer Übernachtung in Gap und der Weiterfahrt über Sisteron.

Die Route Napoléon erinnert an die Rückkehr des französischen Kaisers aus der Verbannung auf Elba. Sein Marsch mit 1.200 Getreuen im März 1815 wurde mit dem Flug eines Adlers „von Kirchturm zu Kirchturm“ verglichen und das Adlersymbol ziert heute die Ortstafeln, der an der Route liegenden Ortschaften.

Wir machten einen Abstecher zur Schlucht „Gorges du Verdon“ und in eines der schönsten Dörfer Frankreichs, dem malerischen Moustiers-Sainte-Marie, bis wir nach rund 1.000 Kilometer die 16.000 Einwohner zählende Partnerstadt in der Provence erreichten.

Brignoles (Frankreich)

Angekommen in Brignoles, am späten Nachmittag des 11. Mai 2015, hielten wir vergeblich Ausschau nach dem „Place Gross Gerau“, der vom Navigationssystem unseres PKW´s am Messegelände in der Nähe des Sportplatzes angezeigt wurde. Nach einem Straßenschild oder einen Hinweis auf Groß-Gerau suchten wir aber vergeblich und so freuten wir uns darüber, dass wir an der Europa-Kreuzung, von der Autobahn A8 kommend, in der Nähe des Tourismusbüros eine Hinweistafel zur Städtepartnerschaft mit einem kleinen Park fanden.

Unweit des Messegeländes beginnt an der Rue Bruneck ein Wohngebiet und knapp ein Kilometer davon entfernt die Rue de Tielt und Rue Szamotuly.

Sehr gefreut haben wir uns darüber, dass wir im Tourismusbüro eine nette Dame trafen, die Groß-Gerau als europäische Partnerstadt kannte und uns auch auf einem Stadtplan zeigte, wo wir den „Place Gross Gerau“ finden könnten.

Endlose Felder mit duftendem Lavendel und Sonnenblumen haben wir bei unserem Besuch im Mai 2015 nicht gesehen, doch Brignoles mit seinen engen, manchmal auch steilen Gassen in der historischen Altstadt vermittelt etwas von der Stimmung, die den Besucher weit in die Vergangenheit zurückführt. Ein Beispiel dafür ist die Kirche Saint-Sauveur, die im romanischen Stil im 12. Jahrhundert erbaut wurde oder auch die alte Stadtmauer, die noch in Teilen erhalten ist. Bemerkenswert sind auch die zahlreichen Brunnen, die über die ganze Stadt verteilt sind und einst die Bewohner mit Wasser versorgten.

Dank seiner verkehrsgünstigen Lage ist Brignoles ein guter Ausgangspunkt für Tagesausflüge, zum Beispiel ins nur 50 Kilometer entfernte Toulon an der Côte d’Azur oder ins nur eine Autostunde entfernte St. Tropez. Aber auch das bergige Hinterland mit seiner wildromantischen Natur lädt zu schönen Wanderungen oder Radtouren ein.

Besonders reizvoll empfanden wir die Abendstimmung in Brignoles, das einst als heimliche Hauptstadt der Provence galt. Am Place Palais de Justice, mit guten Parkmöglichkeiten in der Nähe fanden wir beispielhaft für zahlreiche andere Restaurants das „L´Hotel de Provence“, um bei angenehmen Abendtemperaturen unter Platanen gut zu Essen und den französischen Wein zu genießen.

Bruneck (Italien)

Jeweils im Mai 2015 und 2016 haben wir im Südtiroler Pustertal die Partnerstadt Bruneck besucht, die mit ihrem Zentrum auf 836 Meter Meereshöhe liegt und Heimat für rund 16.000 Einwohner ist.

Von den benachbarten Bergen hat man einen wunderbaren Blick auf Bruneck und seinen 2.275 hohen Hausberg,  den Kronplatz.

Bruneck gilt als eine der lebenswertesten Städte in Italien und bezieht seinen Reiz durch die Verbindung von mondänen Flair und dem urtypischen Südtirol. Die Gründung der Stadt geht auf das Jahr 1256 zurück. Das auf einem Hügel liegende Wahrzeichen der Stadt, Schloss Bruneck, wurde erstmals im Jahr 1276 urkundlich erwähnt. Es beheimatet heute eines der Messner Mountain Museen (Ripa) und ist damit eine der Hauptsehenswürdigkeiten.

Ein städtebaulicher Akzent wurde in Bruneck mit dem neuen Rathaus im Jahr 2004 gesetzt, das mit seinen vier Gebäudeteilen und einem gebogenen Grundriss den Verlauf der Europastraße entspricht und damit auch die für  Biegung des Flusses Rienz um den Schlossberg versinnbildlicht.

In bester Lage von Bruneck erinnert die „Gross Gerau Promenade“ an die seit 1959 bestehende Städtepartnerschaft. Die „Passeggiata Gross Gerau“ lädt zu einem gemütlichen Spaziergang entlang der Rienz ein. In Richtung der römisch-katholischen Pfarrkirche „Maria Himmelfahrt“ und dem dahinter liegenden Friedhof schließt sich die „Tielt Promenade“ an. In der entgegengesetzten Richtung vervollständigt die „Brignoles Promenade“ die Verbindung zur ursprünglichen Ringpartnerschaft.

Am westlichen Eingang der Stadtgasse befindet sich das „Ursulinentor“, eines der vier Eingangstore zur Altstadt, in dessen unmittelbarer Nähe die zu Beginn des 15. Jahrhunderts im gotischen Stil erbaute Ursulinenkirche. Im Jahr 1741 kamen auf Initiative der Innsbrucker Oberin drei Ursulinen nach Bruneck, um Mädchen aus allen Schichten eine Schulbildung und Erziehung zu ermöglichen.

Auf dem Weg von der Altstadt hinauf zur Burg, dem Brunecker Wahrzeichen, kommt man beim gemütlichen Spaziergang an der Kirche St. Katharina auf dem Rain vorbei. Besonders markant ist die barocke Doppelzwiebel des Turms der katholischen Kirche aus dem Jahr 1675, nachdem 330 Jahre zuvor dort eine Kapelle errichtet worden war.

Bruneck liegt in einem weiten Talbecken, umrahmt von hohen Bergen und ist Mittelpunkt des Südtiroler Pustertales. Die Stadt gefällt durch den Flair seiner Altstadt, die zum Flanieren und Verweilen einlädt. Die malerische Stadtgasse mit größtenteils mittelalterlichem Charakter und den vier Stadttoren bietet Traditionsgeschäfte, kleine Boutiquen, gemütliche Bars und Cafés.

Zu den eindrucksvollen Sehenswürdigkeiten von Bruneck gehört auch ein gepflegter Soldatenfriedhof, den man außerhalb der Stadt am „Kühbergl“ unweit der Burg über eine schmale Brücke erreichen kann.

Die schlichten Holzkreuze des im Jahr 1915 während des ersten Weltkrieges angelegten Waldfriedhofes wurden von russischen und serbischen Kriegsgefangenen gefertigt und abhängig von der Konfession der Verstorbenen mit dem katholischen Kreuz, dem jüdischen Davidstern, dem islamischen Halbmond oder dem russisch-orthodoxen Doppelbalkenkreuz versehen.

Die Pflege der am 3. Juli 1915 feierlich eingeweihten Anlage wurde im Juni 1921 von einem Damenkomitee übernommen und bis heute wird der Friedhof von den Bürgern der Stadt als ein Beispiel an Toleranz und Hochachtung gegenüber den Toten anderer Völker und anderer Religionen in hohen Ehren gehalten.

Sehenswert ist in der Brunecker Oberstadt der Stadtfriedhof hinter der Pfarrkirche zu „Unseren lieben Frau“ (Mariä Himmelfahrt), der neben einer Friedhofskapelle, den Grabfeldern über drei Arkadengängen verfügt.

„Für Groß Gerau, Gruß aus Bruneck“ signierte Reinhold Messner sein Buch über die Messner Mountain Museen, nachdem wir seine Museen „Ripa“ in Bruneck, „Firmian“ auf Schloss Sigmundskron bei Bozen besucht hatten und den berühmten Südtiroler Bergsteiger auf seinem Privatschloss „Juval“ im Vinschgau zum Abendessen getroffen hatten.

Das Museum „Ripa“, mit seinen aus den Tibetischen Wörtern „Ri“ für Berg“ und „Pa“ für Mensch abgeleiteten Namen befindet sich im Schloss Bruneck, auf einem Hügel, direkt oberhalb der Altstadt. Wir haben beide Fußwege hinauf zum Schlossberg genutzt und schon beim Aufstieg über einen Serpentinenweg innerhalb einer Parkanlage die schönen Aussichten genossen.

„Ripa“ hat Reinhold Messner den Bergvölkern in aller Welt mit deren Kultur und Religion sowie dem Tourismus gewidmet. Im Jahr 2004 hatte die Stiftung Südtiroler Sjparkasse den mittelalterlichen Bau gekauft und die Nutzung der Stadtgemeinde Bruneck bzw. Reinhold Messner überlassen. In einem Rundgang über vier Etagen werden im Museum die Bergvölker aller Kontinente vorgestellt und schließlich führt der letzte Weg auf den Bergfried, den zentralen Turm des Schlusses, von dem man einen grandiosen Blick auf die Stadt Bruneck, ins Pustertal und ins Ahrntal hat.

Bei unserem Besuch im Mai 2015 konnten wir noch über das Kunstwerk „Corpus Intra Muros“ staunen, das als Kunstinstallation rund um den so genannten „Pulverturm“ am Brunecker Rathausplatz stand und zwischenzeitlich wieder abgetragen wurde.

Zu einem wahren Höhepunkt wurde unser Besuch auf dem Gipfelplateu des Kronplatzes in 2.275 Meter Höhe. Auf dem berühmten Brunecker Hausberg sind neben dem Skivergnügen zwei Sehenswürdigkeiten entstanden, die einen Besuch lohnen.  Das spektakuläre Messner Mountain Museum „Corones“ wurde am 24. Juli 2015 eröffnet. Es ist das sechste und letzte Museum von Reinhold Messner, das nach den Plänen der weltbekannten Architektin Zaha Hadid verwirklicht wurde und vor allem den traditionellen Alpinismus mit dessen Geschichte thematisiert. Der Name des Museums wurde von dem ladinischen Namen des Kronplatzes „Corones“ (die Krone) hergeleitet. So wurde der bekannte Ski- und Wanderberg, auf dem auch viele Drachen- und Gleitschirmflieger zu beobachten sind, zu einem Museumsberg.

Die Krone des Kronplatzes ist aber die mächtige Friedensglocke „Concordia 2000“, die im Jahr 2003 anlässlich des 25-jährigen Jubiläums des Skigebiets auf der Aussichtsplattform am Gipfel angebracht wurde. Täglich um 12 Uhr ist der Glockenschlag der „Concordia 2000“ zu hören, die mit einem Gewicht von 18 Tonnen und einer Höhe von über drei Metern eine der größten Glocken in Südtirol und in den Alpen ist.

Tielt (Belgien)

Unsere ersten Kontakte mit der belgischen Partnerstadt gehen bis in die 1960er Jahre zurück, als sich nach Beginn der Städtepartnerschaft auch die Mitglieder der Privilegierte Schützengesellschaft Groß-Gerau sich ab 1963 regelmäßig mit den Tielter „Paradijs-Schutters“ zu Freundschaftsbegegnungen trafen. Im Rahmen der Europatage 1969 in Groß-Gerau waren wir an einem Luftgewehr-Wettkampf beteiligt, den die PSG-Schützen mit 937:881 Ringen gewannen. Auch 1975 gehörten wir zum Groß-Gerauer Team und in einem Bild aus dem Archiv des Schützenvereins sind wir als Beobachter des Wettkampfes gegen die Tielter Aktiven im Bild links zu sehen.

Die Kontakte zu den Tielter Schützen wurden viele Jahre gepflegt und wir lernten bei unseren Besuchen auch das in Belgien übliche „Blumenschießen“ mit dem Luftgewehr kennen.

Knapp 37 Jahre nach meinem letzten Besuch kehrte ich (Werner Wabnitz) im Jahr 2013 nach Tielt zurück und freute mich besonders darüber, dass die Städtepartnerschaft sichtbar gepflegt wird und die Fahnen der fünf Städte munter im Wind vor dem Rathaus wehten.

Ein herzliches Willkommen erlebte ich in Tielt im Jahr 2013 beim Besuch des Museums am Stadtpark in unmittelbarer Nähe der denkmalgeschützten Villa „Mulle de Terschueren“, die im neo-klassizistischen Stil 1824 erbaut und nach dem ehemaligen Besitzer, der Familie Mulle de Terschueren, benannt ist. In gutem Deutsch freute sich eine Museumsangestellte über den Besuch aus Groß-Gerau und überreichte eine Vielzahl von Informationen über die Ringpartnerschaft und gab wertvolle Tipps für den Kurzbesuch der rund 20.000 Einwohner zählenden Stadt in Westflandern.

Nur wenige Gehminuten vom Zentrum entfernt findet man als Besucher ein schönes Wohnviertel, den Europabezirk, mit Straßennamen der Partnerstädte. Lediglich die Szamotulystraat ist etwa drei Kilometer vom Europabezirk entfernt, in einem Gewerbegebiet zu finden.

Eine Besichtigung von Tielt beginnt am besten vom Tourismusbüro in der Ieperstraat 46 entlang des mit Messingpunkten gekennzeichneten Kulturwanderwegs, auf dem man durch die abwechslungsreiche Geschichte vorbei an Herrenhäusern von ehemaligen Textilbaronen und Politikern bis zum Belfried geführt wird. Der im Jahr 1275 gebaute Turm „Hallentoren“ wurde zusammen mit Resten der Tuchhalle und der Schöffenkammer von der UNESCO im Jahr 1999 zum Weltkulturerbe erklärt wurde.

Eine ungewöhnliche Statue „Olivier der Teufel“ aus dem Jahr 1984 erinnert vor dem Belfried an den 500. Jahrestag der Hinrichtung von Olivier de Neckere, der 1434 in Tielt geboren wurde und ein Vertrauter des Königs Ludwig XI war, den er in einem Tielter Gasthaus kennenlernte. Er wurde damals einer der einflussreichsten Persönlichkeiten Frankreichs. Nach dem Tod des Königs im Jahr 1484 und dem Ende seiner „teuflischen politischen Karriere“ wurde er als Feind Nummer eins des französischen Hofadels gefangen genommen und gehängt.

Die monumentale St. Peter-Kirche „Sint-Pieterskerk“ wurde erstmals im 12. Jahrhundert erwähnt und ist mit seinem 62 Meter hohen Turm aus dem Jahr 1729 das älteste Denkmal der Stadt Tielt.

In unmittelbarer Nähe der „Europahal“ befindet sich ein Denkmal, das an die Befreiung von Tielt im Zweiten Weltkrieg erinnert. Ein amerikanischer Sherman-Panzer steht für den Einsatz der ersten polnischen Panzerdivision, die unter der Führung von General Maczek am 8. September 1944 in Tielt ankam und von der deutschen Besatzung befreite.

An die Befreiung durch die polnische Panzerdivision erinnert auch der „Stanislaspoort“, eine Passage vom Markt zur St. Peter-Kirche, in der eine Gedenktafel an die während der Befreiung gefallenen polnischen Soldaten erinnert.

Auch an die deutsche Besatzungszeit im ersten Weltkrieg wird in Tielt erinnert, als am 14. Oktober 1914 die vierte deutsche Armee ankam und der Oberkommandierende Herzog Albrecht von Württemberg für vier Jahre eine der schönsten Villen der Stadt auswählte, um von dort die Stadt und die Region zu kontrollieren.

Tielt erreicht man von Groß-Gerau aus mit dem PKW in etwa fünf Stunden nach knapp 500 Kilometer, fast alle auf der Autobahn,. Es stehen dort mehrere Übernachtungsmöglichkeiten vom Hotel bis zum Ferienhaus zur Verfügung. Wir hatten das Hotel Shamrock, das sich in einem eleganten belgischen Vorstadthaus befindet, gewählt. In wenigen Gehminuten erreicht man von dort den Markt in der Stadtmitte mit gemütlichen Restaurants.

Der Stadtpark lädt zu Spaziergängen und zum Verweilen ein, aber wir haben von Tielt aus auch Ausflüge ins 38 Kilometer entfernte Brügge mit seinen vielen mittelalterlichen Sehenswürdigkeiten gemacht und das Seebad Ostende besucht. Die Hafenstadt an der belgischen Nordseeküste ist nur 55 Kilometer von Tielt entfernt. Ebenfalls empfehlenswert ist ein Abstecher ins 38 Kilometer entfernte Gent und die belgische Hauptstadt Brüssel erreicht man nach 82 Kilometer.

Szamotuly (Polen)

Seit Mai 2000 gehört das polnische Szamotuly zu den Groß-Gerauer Partnerstädten und wir besuchten die knapp 19.000 Einwohner zählende Stadt am 30. April 2014 im Rahmen der Reise „Auf den Spuren unserer Vorfahren“, die uns über Radeberg bei Dresden ins polnische Breslau (Wroclaw), weiter nach Posen (Poznan), Stettin (Szczecin) und über Potsdam führte.

Auf der Fahrt von Posen nach Stettin unternahmen wir nach 32 Kilometer einen Zwischenstopp, nachdem wir an vielen Rapsfeldern vorbei zunächst die Straße „Ulica Gross Gerau“ als Zieladresse in einem neuen Wohngebiet von Szamotuly fanden. Die Straßen des Neubaugebiets waren teilweise noch in Bau und wir mussten sogar noch einige Minuten warten, bis wir auf der gerade erst befestigten „Ulica Brignoles“ unsere Fahrt ins Stadtzentrum fortsetzen konnten. Gegenüber dem Stadthaus mit Sitz des Bürgermeisters fanden wir in einem kleinen Park die große Hinweistafel, auf der die bestehenden Städtepartnerschaften dokumentiert sind.

Nach unserer Ankunft genossen wir zunächst die Ruhe am See im südlichen Stadtteil und im Park am Sienkiewicz-Platz von Szamotuly, dessen Name im Jahr 1231 erstmals erwähnt wurde und im 16. Jahrhundert von der Familie Szamotulski an das mächtige Geschlecht der Górka überging, dessen Mitglieder hohe staatliche Positionen bekleideten und die Entwicklung der Stadt begünstigten.

Wir nutzten unseren Aufenthalt in der Stadtmitte rund um den Marktplatz zu einem kleinen Rundgang und den Besuch eines Cafes.

Im nördlichen Teil der Stadt befindet sich der Burgkomplex der Familie Górka und im Museum befindet sich eine der größten Ikonen-Sammlungen von Polen. Von den Überresten des ehemaligen Verteidigungssystems steht noch die Halszka-Bastei, die auch Turm der Schwarzen Prinzessin genannt wird und an die tragische Geschichte der Fürstin Elżbieta Ostrogska erinnert, die dort von ihrem Ehemann gefangen gehalten haben soll.

Ende des 18. Jahrhunderts kam die Stadt zum Königreich Preußen und war von 1815 bis 1918 in der Provinz Posen Sitz des deutschen Kreises Samter. Aufgrund des Versailler Vertrags wurde Samter wieder zu Szamotuly und gehörte zur zweiten polnische Republik, bis die Stadt 1939 von der deutschen Wehrmacht besetzt und dem Deutschen Reich einverleibt wurde. Sechs Jahre später wurde im Frühjahr 1945  nach Einmarsch der Roten Armee die Verwaltung an die Volksrepublik Polen übergeben.

Nach einer langen und bewegten Geschichte ist Szamotuly heute eine Stadt mit gut entwickelter Infrastruktur, in der wichtige Kommunikationswege zusammen treffen und durch die auch zahlreiche Fahrradwege führen, über die man die schöne Umgebung kennenlernen kann. Dazu gehören auch der Stausee „Radzyny“ und ein Schloss- und Parkkomplex aus dem 19. Jahrhundert der Familie Twardowski in Kobylniki.

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