Meine erste Reise nach „Down Under“ Australien begann am 22. Dezember 1995 um 21.25 Uhr mit dem Abflug vom Frankfurter Flughafen mit Qantas Airlines über Bangkok und Singapur nach Darwin. Organisiert von Ikarus Tours unter dem Motto „Highlights of Australia“ landete ich mit meiner Reisegesellschaft am „Top End“ des roten Kontinents am Sonntagmorgen des Weihnachtstages (24. Dezember) um 4.30 Uhr und es blieb nur eine kurze Zeit für ein Nickerchen im Novotel-Hotel. Angekommen im australischen Sommer, der von Dezember bis Februar dauert, war die Ankunft im tropischen Norden zu Beginn der Weihnachtsfeiertage schon eine erhebliche Umstellung.

Im Land von „Crocodile Dundee“.

Die Magie des Kakadu National Parks erlebten wir schon einen Tag später mit dem Boot auf den berühmten Yellow Waters, wo wir vergeblich Ausschau nach Krokodilen hielten, aber am Nourlangie Rock die berühmten Felsmalereien der Aborigines bewunderten. Mich beeindruckten besonders die Sumpflandschaften und Mangrovenwälder im Land von „Crocodile Dundee“. Originell war die Übernachtung im „Mercure Kakadu Crocodile Hotel“, dessen Anlage in Form eines Krokodils gebaut wurde.

Die Weihnachtstage verbrachte ich mit meiner Reisegesellschaft in Darwin bei sommerlich warmen Temperaturen. Die Australier mit Nikolausmützen auf dem Kopf und beim „Line Dancing“ zu beobachten, war schon gewöhnungsbedürftig. Dafür schmeckte das Bier und wir genossen es, dass die Australier ihr Lieblingsgetränk eiskalt servierten.

Wüstenerlebnis im Roten Zentrum

Nach drei Tagen ging die Reise mit der australischen Fluggesellschaft „Qantas“ weiter nach Alice Springs ins Rote Zentrum. Im Herzen des Kontinents verbrachten wir vier Tage in der 30.000 Einwohner zählenden Stadt im Northern Territory. Wir besuchten die MacDonnell Ranges westlich von Alice Springs, die von zahlreichen Schluchten und Höhlen geprägt sind. „Simpsons Gap“ ist eine Schlucht mit Wasserloch und am Fuße der Berge tummeln sich kleine Rock Wallabies. Es war für uns ein erstes echtes Wüstenerlebnis.

Unvergesslich war der Besuch des Ayers Rock, oder Uluru, wie die berühmteste Touristenattraktion von den Ureinwohnern genannt wird. Hier erfüllte sich für mich ein Traum – morgens früh um fünf Uhr hatte ich Gelegenheit, in absoluter Einsamkeit den legendären „Ayers Rock“ allein zu umwandern. Uluru ist der heilige Berg der Pitjantjara, ein Stamm der Aborigines in Central Australia. Dass Touristen den Uluṟu besteigen können, stellt für die Ureinwohner eine Entweihung eines ihrer wichtigen Heiligtümer dar. Das Parkmanagement hat Hinweise mit der Bitte aufgestellt, den Fels nicht zu besteigen, hat aber keine Autorität es durchzusetzen.

Die Umrundung des heiligen Berges

Ich hatte Respekt vor dem Glauben der Aborigines und entschloss mich zu einer vierstündigen Umrundung des 348 Meter hohen Berges bei Sonnenaufgang. Auf dem neun Kilometer langen Weg rund um den zweitgrößten Monolithen der Erde konnte ich das Naturschauspiel des wechselnden Lichts und der verschiedensten Rottönen genießen.

Nach der Schöpfungsgeschichte der Aborigines schufen Ahnenhelden die Sterne, die Erde und alle Lebewesen. „Traumzeit“ heißt demnach die Erklärung der Eingeborenen für die Gestalt von Tieren und Pflanzen, für das unlösbare Zusammenleben der Menschen mit der Natur. Der Uluru ist ein wesentlicher Bezugspunkt zur Traumzeit – verschiedene Stellen sind dort als heilige Stätten ausgewiesen.

32 Kilometer westlich von Uluru befinden sich die 30 Steinblöcke der „Olgas“, auch „Kata Tjuta“ genannt. Mount Olga ist mit 1072 Meter über dem Meeresspiegel die höchste Erhebung. Es scheint, als ob die mysteriöse Anhäufung domartiger Felskuppen ständig davonlaufen würde. „Tal der Winde“ und „Stätte der vielen Kuppeln“ sind die Hauptattraktionen des Gebirgsmassivs im Zentrum Australiens.

Silvester in Cairns und Tauchgang am Great Barrier Reef

Am Silvestermittag, dem 31. Dezember 1995 startete um 13.50 Uhr unser Flug vom Roten Zentrum nach Cairns im tropischen Norden des australischen Bundesstaats Queensland. In einem Restaurant erlebten wir dann, wie die „Aussies“ Silvester feiern und waren etwas überrascht, dass wir gegen 23 Uhr noch die einzigen Gäste waren. Die Einheimischen hatten sich verabschiedet, um zu Hause weiter zu feiern.  Vergeblich warteten wir auf ein Silvesterfeuerwerk um Mitternacht und so machten wir uns bei hochsommerlichen Temperaturen bald auf den Weg ins Hotel, denn am Neujahresmorgen erwartete und ein Erlebnis, das für mich einzigartig bleiben wird.

Von Cairns aus fährt jeden Tag eine kleine Flotte unterschiedlichster Boote ans Great Barrier Reef. Das Korallenriff der Welt besteht im Südpazifik aus rund 2.900 einzelnen Riffen mit einer Länge von über 2.300 Kilometern und gilt als eine der größten Tourismus-Attraktionen Australiens. Wir waren natürlich auch dabei und mit einem schnellen Quicksilver-Motorkatamaran starteten wir zu einer Tageskreuzfahrt, die es in sich hatte. Es war der erste Tag des Jahres 1996 und ich hatte mir selbstbewusst vorgenommen: Heute werde ich erstmals zum Tauchen gehen! Die meisten Mitglieder unserer Reisegesellschaft beschränkten sich auf das Schwimmen und Schnorcheln, aber einige der mutigen jungen Männer (wie ich) wagten sich an einen Tauchgang. Eine Viertelstunde theoretische Vorbereitung in englischer Sprache sollten reichen, meinte ich. Aber Theorie und Praxis unterscheiden sich schon erheblich, wenn man plötzlich in der Unterwasserwelt unterwegs ist. Da ist das ungewohnte Atmen, mit dem ich meine Probleme hatte. Dennoch war es eine Erfahrung, schwerelos durch die Unterwasserwelt zu schweben und gelegentlich auch die bunten Fische und Korallen wahrzunehmen. Pech für mich, dass ich mich an den scharfkantigen Korallen verletzte und so der Tauchgang schmerzhaft zu Ende ging. Letztlich ist alles gutgegangen, doch es blieb für mich auch das Fazit: Das war ein einmaliges Erlebnis, Tauchen ist nicht meine Welt.

Im Kultur-Zentrum der Aboriginies

Einfacher gestaltete sich da ein Tag später die Fahrt mit einem historischen Zug durch den Regenwald ins Dorf Kuranda, vorbei an spektakulären Wasserfällen und zum Abschluss ein Theaterbesuch im Tjapukai Aboriginal Kultur-Zentrum, in dem wir Einblicke in die Welt der Ureinwohner erhielten.

Am 3. Januar 1996 startete um 11.50 Uhr unser Flug in Richtung Sydney, dem letzten Ziel der Reise, in dem ich mich von der Reisegesellschaft verabschiedete und noch eine schöne Woche verbrachte.

Ein Drittel der Bevölkerung Australiens lebt in Sydney, die durch ihre Lage, Relikten des viktorianischen Baustils und moderner Beton-, Stahl- und Glasarchitektur eine besondere Faszination ausübt. 1770 entdeckte der britische Seefahrer James Cook die Botany Bay und später nannte der Schiffsarzt John White Sydney den „herrlichsten und größten Ankerplatz auf Erden“. Zu den Wahrzeichen gehört neben dem berühmten Opernhaus die Sydney Harbour Bridge. Liebevoll wird sie von den Einheimischen „Kleiderbügel“ genannt und ist eine der längsten Einzelbogenbrücken der Welt.

Ein Sommernachtstraum zum Abschluss in Sydney

Das Sydney Opera House gilt als eines der markantesten und berühmtesten Gebäude des 20. Jahrhunderts, das mit seinen insgesamt fünf Theatern und über 5.500 Sitzplätzen am 20. Oktober 1973 eröffnet wurde. Mit meiner Begleiterin wurde der Besuch der Vorstellung „Ein Sommernachtstraum“ zu einem besonderen Ereignis zum Abschluss meiner ersten Australien-Reise, nach der ich am frühen Morgen des 12. Januar 1996 wieder auf dem Frankfurter Flughafen landete.

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