Die Faszination der unendlichen Weite – Meine erste Reise in die USA
Am 6. September 1987 betrat ich erstmals den Boden der USA. Über Frankfurt und London-Gatwick landeten wir auf dem New Yorker Flughafen Newark und verbrachten die ersten Tage mit einer ausführlichen Besichtigung des „Big Apple“. Höhepunkte waren die Besuche des Empire State Buildings und des Restaurants „Windows on the world“ im Nordturm des World Trade Centers. Noch konnte niemand ahnen, welche Tragödie sich hier 24 Jahre später abspielen sollte. Ein Besuch von „Chinatown“ gehörte in Manhattan ebenso dazu, wie ein Spaziergang durch den Central Park bevor wir am 8. September von der Ost- an die Westküste nach Los Angeles flogen. Eine kurze Stippvisite in den Stadtteil Beverly Hills folgte in Long Beach die Besichtigung des Passagierdampfers Queen Mary und der Besuch des „Aviation und Space Museums“ mit dem von Howard Hughes konstruierten größten Flugbootes der Welt, der „Spruce Goose“.
Auf der Interstate 40 ging die Reise am folgenden Tag durch die kalifornische Mojave Wüste in Richtung Osten nach Needles an die Grenze von Arizona. Auf dem 140 Meilen langen Interstate-Teilstück bekamen wir einen ersten Eindruck von den unendlichen Weiten der Vereinigten Staaten. Am nächsten Morgen folgten wir der Interstate 40 über Kingman weiter nach Osten bis wir nach 176 Meilen die Kleinstadt Williams erreichten, von der es noch knapp eine Stunde Fahrzeit in Richtung Norden bis zu unserem Ziel, dem Grand Canyon waren.
Grand Canyon – das größte Naturwunder der Erde
Am 11. September 1987 gehörten wir jetzt auch zu den Menschen, die eines der größten Naturwunder der Erde gesehen haben. Der Besuch des Grand Canyons übertrifft alle Vorstellungen, mit denen man in den Park gereist ist und wir konnten gar nicht genug von den schönen Einblicken bekommen, die der Canyon auf verschiedenen Aussichtspunkten bietet. Wir nutzten den Shuttlebus, der entlang des Canyonrands zwischen den Viewpoints und dem Grand Canyon Village verkehrt, bis wir den einzigen Sonnenuntergang erlebten.
Zurück vom Grand Canyon, von dem wir uns mit einem grandiosen Flugzeugrundflug verabschiedet hatten, fuhren wir am nächsten Tag von Williams über Kayenta zum Navajo National Monument und danach zum Monument Valley. Nach 200 Meilen erfüllte sich ein weiterer Traum von mir, als ich im Reservat der Navajo-Indianer diese berühmte Kulisse sah, die man von vielen Westernfilmen kennt. Es war ein schönes Gefühl auf den Spuren von John Ford, der hier Stage Coach mit John Wayne drehte, unterwegs zu sein.
Die so genannten „Cliff Dwellings“ im Mesa Verde-Nationalpark waren am nächsten Tag das nächste Ziel, das wir über Cortez in Colorado erreichten. Nach der Besichtigung der im 12. und 13. Jahrhundert von Anasazi Indianern erbauten Felssiedlung führte die Reise 150 Meilen nach Norden nach Moab, dem Ausgangspunkt zum Besuch des Arches National Parks.
Die bogenförmigen Felsformationen im Arches National Park
Im nördlichen Teil des Colorado Plateaus hat sich auf etwa 1.500 Meter über dem Meer ein Landschaftsbild entwickelt, dass von zahlreichen bogenförmigen Felsformationen geprägt ist. Auf zahlreichen Wanderwegen kann man die Steinbögen (Arches) besichtigen, zu denen der „Balanced Rock“ und der „Delicate Arch“ ebenso zu den Höhepunkten gehören wie der „Landscape Arch“ mit einer Spannweite von 92 Metern. Besonders schön ist der Park bei Sonnenuntergang, wenn das Felsgestein noch roter wirkt.
Wir verließen den Arches Nationalpark in nördlicher Richtung vorbei an Green River und fuhren westwärts auf der Interstate 70 in Richtung Panguitch. Die kleine von Mormonen im Jahr 1864 gegründete Stadt wurde zu unserem Ausgangspunkt für den nur 25 Meilen entfernten Bryce Canyon. Auf bis zu 2.700 Meter Höhe findet man im Bryce Canyon eine Märchenlandschaft vor, die sich aus tausenden von Kalksteinskulpturen bildet und je nach Tageszeit in immer neuen Farbschattierungen erscheint. Insgesamt zwölf Aussichtpunkte sind durch die Parkstraße verbunden, von denen Sunrise, Sunset, Inspiration und Bryce Point die bekanntesten sind. Auf ausgebauten Wegen kann man den Park gut durchwandern, wobei der „Queens Garden Trail“ die einfachste Möglichkeit ist, in einen der Canyons hinabzusteigen.
Im malerischen Canyon des Zion National Park
Nur etwa 85 Meilen vom Bryce Canyon ist der Zion National Park entfernt, der mit seinen roten Sandsteinfelsen und malerischen Canyons zu den schönsten Nationalparks in den USA zählt. Wir machten einen Abstecher über den „Scenic Drive“ und erlebten eine landschaftlich besonders reizvolle Strecke mit Abstechern zu den „Emerald Pools“ mit einem kleinen Wasserfall und wanderten zum Canyon Overlook. Den Abend verbrachten wir im 40 Meilen entfernten St. George, bevor wir am nächsten Tag insgesamt 455 Meilen vorbei an Las Vogas durch das Death Valley bis in den Wintersportort Mammoth Lakes fuhren. Nur knapp zwei Kilometer vom Skigebiet Mammoth Mountain übernachteten wir wieder einmal im „Motel 6“ und wunderten uns über die niedrigen Temperaturen nach den heißen Nächten der vergangenen Tage.
Vorbei am Mono Lake mit seinen Kalktuff Formationen, den sogenannten Tufa“ fuhren wir über den 3.031 Meter hohen Tioga Pass in der Sierra Nevada und hatten damit den östlichen Zugang zum Yosemite Nationalpark erreicht. Höhepunkt des Nationalparks ist das wunderschöne Gebirgstal „Yosemite Valley“ das von bis zu 1.000 Meter hohen fast senkrechten Felswänden umsäumt ist. Wir ließen das Auto am Parkplatz und erkundeten den Park mit Fahrrädern. So erlebten wir die imposanten Granitfelsen „El Capitan“ und „Half dome“ ebenso wie mehrere Wasserfälle, von denen der 190 Meter hohe Brideveil Fall am leichtesten zu erreichen ist.
Tolle Ausblicke und gigantische Mammutbäume
Einen tollen Ausblick auf das Yosemite Tal hat man vom „Glacier Point“ in 2.200 Meter Höhe, aber wir nutzten auch die Möglichkeit zum Besuch des „Mariposa Grove“, ein Waldstück mit gigantischen Mammutbäumen mit dem 64 Meter hohen „Grizzly Giant“.
Von der unbeschreiblichen Schönheit des Yosemite Valleys fuhren wir am 22. September 1987 ins 190 Meilen entfernte San Francisco. Es ist ohne Zweifel eine der schönsten und attraktivsten Städte in den USA, die man durch sein kompaktes Stadtzentrum auch gut zu Fuß erkunden kann. Für mich persönlich war die 2,7 Kilometer lange Fahrt über das Wahrzeichen von San Francisco, die Golden Gate Bridge, die Erfüllung eines lang gehegten Traums. Zuvor hatten wir die berühmten Kurven der Lombard Street durchfahren, hatten „Fischerman´s Wharf“ besucht und die „Cable Cars“ bewundert.
Auf dem Highway Nummer eins in Richtung Süden
Am nördlichen Ende der Golden Gate Bridge statteten wir Sausalito einen Besuch ab, bevor wir San Francisco in südliche Richtung nach Santa Cruz verließen. Entlang des berühmten Highway No 1 war der Besuch von Monterey ein weiterer Höhepunkt dieser USA-Reise. Das „Montery Bay Aquarium“ ist eines der größten der Welt und gibt einen Einblick in das Meeresleben am Pazifischen Ozean. Am „17-Mile Drive“ von Pebble Beach nahmen wir uns viel Zeit zum Besuch der „Lone Pine“, einer einsamen Zypresse, die auf einem Felsen im Meer wächst. Das Künstlerstädtchen Carmel by the sea, in dem ein Jahr zuvor der Schauspieler Clint Eastwood zum Bürgermeister gewählt wurde, war uns ein Besuch wert, bevor wir auf dem Highway Nummer 1 knapp 250 Meilen in südliche Richtung nach Carpinteria in der Nähe von Santa Barbara fuhren.
Jetzt waren es nur noch 85 Meilen bis zum Flughafen von Los Angeles, an dem wir auch endlich wieder unsere Reisekoffer erhielten, auf die wir seit New York vergeblich gewartet hatten. Zwischenzeitlich hatten wir mit neu gekauften Hosen, T-Shirts und Schuhen im Auto fast 4.000 Meilen, d.h. über 6.400 Kilometer, zurückgelegt und in mir war die Faszination erwacht, die mich bis 1998 noch oft zu Reisen in die USA führte.
Die nachfolgenden Bilder vermitteln Ihnen einen Eindruck von meiner ersten USA-Reise:
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