Ein fesselndes, imposantes und menschenleeres Land – Auf den Spuren der Goldgräber von Alaska

Fast einhundert Jahre nach dem Goldrausch am Klondike in Alaska beteiligte ich mich im Jahr 1993 an einer Trekkingtour, die mich auf die Spuren der Goldgräber von 1898 führte. Unter dem Motto „Trail von 98“ war ich drei Wochen lang der Erde noch nie so nah.

Mit mir gingen sieben Männer auf diese Reise, die mit einer kurzen Eingewöhnungsphase am 21. August 1993 im kanadischen Vancouver mit Spaziergängen durch den Stanley-Park, dem größten Stadtpark in Kanada und durch die Altstadt „Gastown“ mit ihrem Wahrzeichen, einer „Dampfuhr“, begann.  Ein Abendessen im chinesischen Viertel, das seinen Ursprung im ersten Goldrausch von 1858 hat und heute die größte Touristenattraktion von Vancouver ist, rundete die ersten beiden Tage ab.

Auf den Spuren der legendären Goldgräber

Etwa 1.000 Kilometer in nördlicher Entfernung von Vancouver liegt Prince Rupert, das wir nach einem kurzen Flug mit „Canadian Regional“ erreichten. Die Kleinstadt in British Columbia war unser Ausgangspunkt zur berühmten „Inside Passage“ mit der Fähre. Drei Tage lang genossen wir die Fahrt entlang der kanadischen Westküste, vorbei an unzähligen Inseln und mit Zwischenstopps in Ketchikan, Petersburg und Sitka, bis wir unser Ziel in Skagway erreichten. Jetzt waren wir endgültig auf den Spuren der legendären Goldgräber angekommen, über die Jack London seine berühmten Romane „Goldrausch“ und „Ruf der Wildnis“ schrieb. Die ehemalige Goldgräberstadt in Alaska versetzt die Besucher in die Zeit des großen Klondike-Goldrausches vor mehr als einhundert Jahren zurück.

Skagway ist seit jeher Ausgangspunkt für die Reise ins kanadische Yukon-Gebiet. 1897/98 lebten hier zu 20.000 Einwohner, heute sind es noch 600 in einer Stadt deren Tal scheinbar keinen Ausgang hat und sich die Berge direkt aus dem Fjord bis auf 1500 bis 2000 Meter erheben. Am 27. August 1993 begann in Skagway die für mich härteste Trekking-Tour, die ich in meinem Leben je gemacht habe. Mit dem Rucksack und allem was man für ein viertägiges Trekking braucht, begann die Tour in Richtung Dyea. Vorbei war die Zeit mit Hotelübernachtungen oder in den bequemen Schiffskabinen. Jetzt hieß es jeden Abend Zelt aufbauen und am Morgen wieder abbauen. Zwischendurch mussten wir uns selbst verpflegen und darauf achten, dass wir den Bären nicht zu nah kamen..

„Golden Stairs“ und der warme Tee am Zollhaus

1898 folgten über 40.000 Goldgräber dem Lockruf des Goldes und ein alter Indianerpfad wurde zum legendären „Chilkoot-Trail“, der sich über 53 Kilometer zwischen Dyea und dem Lake Bennett in British Columbia hinzieht. Relikte am Wegesrand weisen noch heute darauf hin, welche unvorstellbare Entbehrungen und Strapazen auf dem Weg zu bewältigen waren. Höhepunkt war der steile Aufstieg „Golden Stairs“, an dem damals eine endlose Reihe von Goldgräbern über den Pass zog.

Wir schafften ebenfalls den spektakulären Aufstieg, von dem es weiter in Richtung der Grenze zwischen Kanada und der USA. Dort wartete in einem kleinen Zollhaus ein einsamer kanadischer Ranger, der uns mit warmen Tee empfing.

Nach drei Tagen und einem fast 60 Kilometer langen Trekking erreichten wir den schließlich den Lake Bennett. Toll, das dorthin eine Bahnlinie über den White-Pass führt (wäre wohl einfacher gewesen) und die Tagestouristen an die Stelle bringt, von der es noch 500 Meilen bis zu den Goldfeldern am Klondike sind. Da wir nach drei Tagen wohl recht abenteuerlich ausgesehen haben, wurden wir von den Sandalen-Touristen prompt fotografiert. 1898 begann für die Goldsucher an dieser Stelle am Lake Bennett die abenteuerliche Fahrt über den Yukon. Wir erholten uns dagegen zunächst im nahen Whitehorse, bevor wir am 31. August 1993 die ersten sieben Kilometer von Carmacks in Richtung Dawson City absolvierten, denen in den nächsten sieben Tagen fast weitere 400 Kilometer auf legendären Yukon River folgten.

Glasklare Nächte und wildromantische Sonnenuntergänge

Es ist die klassische Kanutour, auf der man abseits der Touristenwege den Spuren der Geschichte folgt. Vorbei an alten, verlassenen Siedlungen, Forts und Trapperhütten erlebten wir glasklare Nächte mit Nordlicht und wildromantische Sonnenuntergänge. Es ist eine unberührte Wildnis – ein fesselndes, imposantes und weitgehend menschenleeres Land. Durch die schnelle Strömung geht es flott voran und nur einmal an den berühmten „Five-Finger-Rapids“ warteten die einzigen Stromschnellen auf uns, die wir ohne Probleme überstanden. Die faszinierenden Sonnenuntergänge am Abend wechselnden mit dem Morgennebel, der am frühen Morgen für eine  gespenstische Kanufahrt sorgte. Einmal war der Nebel so dicht, dass wir uns über Rufen verständigen mussten, damit wir uns auf dem riesigen Strom nicht verloren

Am Lagerfeuer dränten wir uns bis lange nach Mitternacht bei Temperaturen um den Gefrierpunkt, nur um die Faszination des Nordlichts keinen Augenblick zu verpassen.

Ankunft im „Paris des Nordens“

Als wir am 7. September 1993 endlich in der historischen Goldgräberstadt Dawson City mit unseren Kanus anlegten, konnten wir uns nach einer Woche im Zimmer des Downtown Hotels endlich wieder einmal richtig waschen.

Jack London nannte Dawson City einmal das „Paris des Nordens“, als es noch 16.000 Einwohner hatte. Wir gehörten knapp einhundert Jahre später zu den wenigen Touristen, die die liebevoll restaurierten historischen Gebäude mit Wildwest-Flair bewunderten und natürlich der „Diamond Tooth Gerties Gambling Hall“ einen Besuch abstatteten.

An vergangene Goldgräberzeiten erinnert am „Bonanza Creek“eine gigantische Goldwaschanlage „Dredge“, an der wir aber weniger Interesse hatten, als an einem Goldminenbesuch, bei dem wir selbst die Möglichkeit bekamen, einmal mit einer „Goldpfanne“ das edle Metall aus Geröll und Schlamm zu waschen.

Der „Indian Summer“ lag am 10. September schon in den letzten Zügen, als wir von den Goldfeldern am Klondike unsere Rückreise über den Alaska-Highway nach Whitehorse antraten und über Vancouver zwei Tage später wieder in Frankfurt mit dem Flugzeug landeten. Im Gepäck sind mir die Erinnerungen an eine faszinierende Reise geblieben, die unvergessliche Eindrücke hinterlassen hat. Die Nächte am Yukon und die harten Tage am Chilkoot-Pass haben mich die Erde richtig spüren lassen.

Die nachfolgende Bildergalerie gibt Ihnen einen Eindruck von dieser spektakulären Reise

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